Wie alles anfing - die Netzwerkgeschichte
So genau lässt es sich gar nicht mehr festschreiben, aber ich denke es war so im Jahr 1995. Eines Tages kamen wir im jugendlichen Verbund gepaart mit jugendlichem Leichtsinn auf die etwas wagemutige Idee unsere Zimmer zu vernetzen.
Jetzt denkt sicherlich jeder, kein Problem, schnell bei einem Shop ein paar Netzwerkkarten, Switch und Patchkabel gekauft und fertig. Bei uns lag das Problem darin, dass wir in einer sozialistischen Plattenbau-Siedlung wohnten. Wir hatten (oder besser: unsere Eltern hatten) das Privileg eine solche Wohnung abzubekommen. Nun lag bei uns die Schwierigkeit das unsere Wohungen in zwei Wohnblöcke aufgeteilt waren. Die eine Hälfte wohnte in Block A die andere in Block B. Uns trennten zum guten Traffic etwa 50m Luftlinie von Hauswand zu Hauswand. Um die ganze Sache noch etwas zu erschweren lief noch eine Strasse dazwischen entlang. Aber das noch wesentlich größere Problem war der Preis. Es gab zwar 10MBit Ethernet-Karten (vielleicht auch schon 100 MBit) aber die waren einfach zu teuer. Sowie die sich anschliessende Infrastruktur (jede Menge Kabel, und Hub bzw. Switsches)
Aber solche Küstenkerle wie wir lassen uns von so ein par Metern und 'ner Straße natürlich nicht vom Plan abbringen.
Wir setzten uns also zusamen und planten. Wir erschufen die verschiedensten Versionen (Tunnel unter Strasse bis optischer Link). Wir blieben bei der Version mit der Freileitung hängen. Es schien die Lösung mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis zu sein.
Aufgrund der Länge unserer Freileitung mussten wir ausserdem eine Bustopologie nutzen. Heutzutage benutzt man ja meist Sterntopologien (Netze die in einem Punkt zusammenlaufen). Hätten wir einen Stern genutzt, hätten wir mehr als ein Kabel über die Freileitung ziehen müssen.
Um eine Freileitung mit Mitteln eines Schülers zu realisieren, muss man schon ein wenig Kreativität aufbringen. Das erste Problem was die Länge. Unterwegs einen Pfeiler einbauen, der das Kabel stützt, wäre ja aufgefallen, und sicherlich hätten einige Autofahrer auch ein Problem damit gehabt, wenn wir ihre Freiheiten beschneiden. Also brauchten wir ein Trageseil, welches stabil genug war, um das Netzkabel zu tragen.
Wer schonmal segeln war oder vielleicht selbst ein Boot besitzt, weiss sicherlich das ein Stück Tampen 'ne ordentliche Stange Geld kostet. Das fiel also aus. Wir kamen auf die Idee stahlverstärkte Wäscheleine zu missbrauchen. Die gab's im Supermarkt um die Ecke zum günstigen Preis. Durch die Stahleinlage war ausserdem gewährleistet, dass die Leine sich nicht im nachhinein noch verlängert, wenn sie ein paar Monate hängt. Schlüsselringe die wir in regelmäßigen Abständen einbauten, sollten das Netzkabel tragen.
Jetzt stand nur noch das Problem das Kabel von Block A nach Block B zu bekommen. dank glücklicher Umstände wohnten wir noch in Wohnungen wo die Fenster Holzrahmen hatten. Also konnten wir schnell ein Loch in den Rahmen bohren und an der hauswand auf's Dach führen. Dort hatten weitsichtige Planer natüröich schon an uns gedacht und einen Zwischenboden eingebaut, indem wir das Kabel legen konnten, um die Länge der Freileitung zu kurz wie möglich zu gestalten.